Unterricht findet am LvD nicht nur im Klassenraum statt. In unsere Lehrpläne sind zahlreiche Exkursionen eingebettet, mit denen wir die Erkenntnis umsetzen, dass sich bestimmte Dinge an anderen Lernorten besser verstehen lassen. An fünf Tagen im Schuljahr finden sogenannte "Portfoliotage" statt. An diesen stehen zum Beispiel naturwissenschaftlich-technische Exkursionsziele auf dem Plan: Dabei lernen unsere Schülerinnen und Schüler die Fernwärmeheizung Kempens ebenso kennen wie das Rohrdommelprojekt an den Krickenbecker Seen oder den Braunkohletagebau in Garzweiler. Doch auch in anderen Fächern gibt es zahlreiche Exkursionen: Geschichtskurse fahren beispielsweise zum Haus der Geschichte nach Bonn oder zum Gestapohaus nach Köln, Lateinkurse zum Römisch-Germanischen Museum nach Köln oder in die Römerstadt Trier, die Französischkurse testen ihre Fremdsprachenkenntnisse bei einer Reise nach Lüttich.
Auf dieser Seite finden Sie einige Berichte von Fachexkursionen, die Ihnen beispielhaft vermitteln sollen, wie das „Lernen vor Ort“ bei uns funktioniert.
Der 18. Januar 2024. Ein Donnerstag. Bei klirrender Kälte haben sich 16 LvD-Schülerinnen und Schüler aus der Mittel- und Oberstufe bei Schnee und Eis auf den Weg zum Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath gemacht, um die Ausstellung „Räuber der Provinz“ zu besuchen. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich diesen Besuch im Rahmen der Portfolio-Tage gewünscht. Begleitet wurden sie von den Geschichtslehrkräften Susanne John und Heinrich Klümpen. Die Ausstellung ist in der Dorenburg zu sehen. Alicia König, pädagogische Mitarbeiterin des Museums, führt durch die Ausstellung, die mit Exponaten gespickt ist. Darunter sind auch Leihgaben aus benachbarten Museen und aus Privatbesitz. Frau König berichtet von mordenden Banden und räuberischen Überfällen am Niederrhein in der Neuzeit. Für die LvD-Gäste ein ganz neues Thema, das sie im Geschichtsunterricht nicht kennengelernt hatten. „Eine schöne Ausstellung“, meint Philipp Schnorr aus der Q1.
Frau König bringt Licht in die finsteren Räuberhöhlen am Niederrhein. Die wenig besiedelte Provinz und die abgelegene Grenzlage der Region seien für Räuberbanden ideal gewesen, ihren Verfolgern zu entgehen. Die Räuber seien Schurken, Sozialrebellen, Mörder und Diebe gewesen. Sie erklärt, dass zum Beispiel Mitte des 18. Jahrhunderts die sogenannte Mehlbeutelbande das Hinterland für einige Jahre unsicher gemacht hätte. Exponate zeigen ihre Pistolen und andere Waffen. „Eine sehr anschauliche Ausstellung“, findet Kieran Hoof aus der Q2. Neu ist für die Gäste, dass die zerrüttete staatliche Ordnung jener Zeit, fehlende Ordnungskräfte und Polizisten, Verwerfungen durch Kriege und diverse Herrschaftswechsel die Verbreitung von Räuberbanden stark begünstigt hatten. Auf spielerische Weise konnten sich die Schülerinnen und Schüler als Räuber verkleiden und
hatten viel Spaß dabei. Anhand eines Fragebogens konnten sie auf eigene Faust die Museumsräume begehen und knifflige Fragen beantworten. Für die Schülerinnen und Schüler und Geschichtslehrerin Susanne John eine lohnende Sache.
Zum Abschluss konnten die Gäste noch das weiträumige Gelände des Museums eigenständig erkunden und sich im benachbarten und gut geheizten Pannekookehuus mit einem Heißgetränk stärken. Die winterliche Landschaft und der strahlend blaue Himmel trugen zum Erfolg der Veranstaltung bei.
Heinrich Klümpen
Der 12. März 2024. Der dritte Portfolio-Tag. Die Jahrgangsstufe 10 unternimmt an diesem Tag eine Gedenkstättenfahrt zur Kriegsgräberstätte Ysselsteyn in der niederländischen Provinz Limburg und zum benachbarten Kriegsmuseum Overloon, das in der Provinz Nordbrabant liegt. Schulleiter Benedikt Waerder hatte die Fahrt organisiert. Eine Gedenkstättenfahrt in der Stufe 10 ist obligatorisch für das Portfolio-Programm.
Die Geschichtslehrer Waerder, Schüppel und Klümpen machten sich mit 70 Schülerinnen und Schülern auf den Weg nach Ysselsteyn. Der Friedhof ist rund 25 Hektar groß. Dort sind ungefähr 32000 Kriegstote bestattet, hauptsächlich deutsche Frontsoldaten. In der Jugendbegegnungsstätte der Gedenkstätte tauchen die LvD-Gäste in Workshops anhand von Originaldokumenten und Fotos in die Lebensgeschichten gefallener Soldaten ein, die in Ysselsteyn ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Diese Workshops bilden die Grundlage für den anschließenden Rundgang auf dem Gelände, bei dem Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Recherchen vorstellen. Pädagogische Mitarbeiter der Begegnungsstätte steuern weitere historische Informationen bei.
Nach einer kleinen Mahlzeit geht es weiter zum Kriegsmuseum Overloon, das nur wenige Kilometer entfernt liegt. Dort sind in riesigen Hallen Panzer, Flugzeuge, Waffen und weiteres Kriegsgerät ausgestellt, um an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges zu erinnern. Gebaut ist das Museum auf dem Schlachtfeld von Overloon, wo im Herbst 1944 eine der größten Panzerschlachten des Weltkrieges stattfand. Anhand von Filmdokumenten, Tonbandaufnahmen, Plakaten, Originalquellen wird die Geschichte der Zwischenkriegszeit und des Krieges interaktiv und anschaulich erklärt. Museumsmitarbeiter erläutern zudem in Rundgängen geschichtliche Hintergründe.
Das einhellige Urteil der Schülerinnen und Schüler: Diese Exkursion war eine wichtige Ergänzung zum Geschichtsunterricht und mit Blick auf die Kriege in der Ukraine und in Gaza eine nachdrückliche Mahnung zum Frieden.
Heinrich Klümpen
Eisiger Wind schlug uns entgegen, als wir die Haube des Sessellifts öffneten. Obwohl die Sonne schien, war es bitterkalt. Das Thermometer der Bergstation zeigte minus 24 Grad an…
Was hier wie der Anfang eines spannenden Thrillers oder Kriminalromans wirkt, wurde für die Schülerinnen und Schüler der Schneesportfahrt unserer 9. Klassen in der letzten Woche kurzzeitig zur Realität. Denn wir hatten uns nicht nur eine sehr volle Woche im Skigebiet ausgesucht (Die niederländischen Schulen befanden sich in den „Krokusferien“), sondern auch die kälteste. Dennoch konnten die widrigen Witterungsbedingungen unsere schneebegeisterten Schülerinnen und Schüler nicht aufhalten: Die Gesichter wurden mit Helm, Tüchern und Skibrille fast vollständig vermummt und ab ging es auf die Piste. Doch nun von Beginn an:
Am Freitagabend (23.2.) trafen wir uns um 20.15 Uhr zur Abfahrt ins Zillertal. An Bord des Busses waren 55 Schüler/innen, 6 Lehrkräfte (Frau Ditzen, Frau Häfele, Frau Krebber, Herr Peter, Herr Heuser und Herr Waerder) und zwei weitere fachkundige Begleiter (Vincent Waerder und Lars Mülders). Nach einer komplikationslosen Fahrt erreichten wir morgens zwischen 7 und 8 Uhr unser Ziel.
Nach Skiausleihe, Zimmerbelegung und Mittagessen trafen wir uns bereits am Nachmittag im Skigebiet und begannen mit den ersten Übungen. Die Gruppe bestand zu etwa 80 % aus Anfängern und so war unser Radius in den ersten Tagen recht eingeschränkt. Volle Lifte an den Anfängerhügeln brachten uns so manche Wartezeit. Doch schon nach zwei Tagen hatten sich „Pizzastück“, "Schneepflug“, Gewichtsverlagerung, Stockarbeit, „Auf und Nieder“ und Kurvenschwünge immer besser eingeprägt und wir konnten uns in die Sessellifte wagen, die uns schneller und höher auf die Berge brachten. Von da an wurde es für für die Schülerinnen und Schüler zum Genuss, in der imposanten Bergkulisse der Zillertaler Alpen - zum Teil bei strahlendem Sonnenschein - in sanften Schwüngen auf den Skiern oder dem Snowboard über die Piste zu gleiten.
Die enormen Lernfortschritte unserer „Schneehasen“ (So die Bezeichnung im beliebten Aufwärmprogramm von McFitty) waren täglich zu sehen. Den blauen folgten rote und den roten schwarze Pisten. Enorm war aber auch die Geduld der besseren Fahrer, wenn einmal jemand durch Sturz, Unwohlsein oder Ermüdung etwas weiter zurückblieb. Es war eine Selbstverständlichkeit, dass man ohne zu Murren wartete. Über eine solche aktiv gezeigte Sozialkompetenz unserer Schülerinnen und Schüler haben wir Lehrkräfte uns ganz besonders gefreut!
Nach dem Skifahren musste sich die Gruppe abends leider teilen: 18 Jungen waren im Gasthof „Zur Brücke“ in Kaltenbach untergebracht und mussten mit der Gondel ins Tal fahren, während die Mehrheit oben auf der Marendalm mitten im Skigebiet bleiben konnte. Doch trotz dieser räumlichen Trennung, die durch die hohe Zahl von Anmeldungen erforderlich geworden war, und trotz langen Wartens auf den Bus vor der Rückfahrt gab es für alle am Ende nur ein Fazit: „Schön wars!“
Benedikt Waerder
Im Januar 2018 besuchte der Informatikkurs aus der Einführungsphase vom Herrn Reiners das Schülerlabor „Julab“ des Forschungszentrums Jülich. Einblicke in Simulationsrechnungen waren das Ziel. Nach einer mehr oder minder kurzen Einführung konnten die Schüler loslegen und mit der Programmiersprache VPython eine Simulation eines Federpendels erstellen. Überprüft wurde die Simulation anhand eines selbst durchgeführten Realexperiments. Nach der Videoanalyse des Experiments und dem Vergleich der realen mit den simulierten Messwerten war schnell klar, dass die Simulation noch optimiert werden musste. Aber auch dies meisterten die Schüler vor der Abschlussbesprechung, die noch weiterführende Ausblicke lieferte. Zwischendurch besichtigte man nach dem Mittagessen noch kurz den Supercomputer des Forschungszentrums.
Horas non numero nisi serenas war neben der Sonnenuhr an der Mainzer Zitadelle zu lesen. Diesen Spruch wollen wir auch zum Motto unseres Berichts über die Abschlussfahrt der Latein-Grundkurse der E10 am 20. Juni 2013 nach Mogontiacum machen und unseren „menschenfreundlichen“ Busfahrer – wie Nero auf der Jupitersäule, die neben dem Dativius-Victor-Bogen als erstes Relikt der Mainzer Römerzeit auf unserem Programm stand – der damnatio memoriae anheim fallen lassen.
An der Jupitersäule entstanden dann mehrere gemeinsame Gruppenfotos der Lateinkurse von Frau Wiegand und Frau John, die von Frau Hardt auf der Fahrt begleitet wurden. Anschließend ging es zum Gutenberg-Museum, wo wir in die beeindruckende Technik und Erfindung Gutenbergs mit der an eine Weinkelter erinnernden Druckerpresse eingeführt wurden.
Pünktlich zur Mittagspause strahlte der Himmel, so dass wir diese in mediterraner Atmosphäre optimal nutzen konnten. Anschließend stiegen wir in die fensterlosen heiligen Hallen der Eingeweihten des Isis- und Magna Mater-Kultes in der Römerpassage hinab. Hier konnte sich jeder selbständig ein Bild über den im Unterricht besprochenen Kult machen und sich u.a. an den auch multimedial in Erscheinung tretenden Zauberpuppen und Fluchtäfelchen erfreuen, bevor es per pedes durch Hügel oder sogar Berge – wie es je nach Wandervermögen dem einzelnen erschien – zur Stephanskirche ging. Hier konnte die Vorhut im Schatten der Bäume Abkühlung suchen und geraume Zeit ruhend auf den Rest der Truppe warten, die einen Teilnehmer hatte, dessen gelbes T-Shirt durch die schweißtreibende Anstrengung nach eigenen Angaben anschließend weiß gebleicht war. Dann wurden gemeinsam die berühmten Chagallfenster betrachtet und der gotische Kreuzgang bewundert.
Im Anschluss daran stand der monumentale Drususstein auf der Mainzer Zitadelle auf dem Programm, von wo aus wir eine tolle Aussicht auf Aurea Moguntia hatten. Weiter liefen wir zum Südbahnhof, wo sich das Theatrum Mongontiacensium befindet, was sich durch den Zaun am hintersten Bahnsteig als größtes Bühnentheater nördlich der Alpen auf den ersten Blick nicht erkennen ließ. Aber errare humanum est. Das Theater, bei dem ad hoc ein unüberhörbarer Männerchor auftrat, fand dafür im Bus statt und stärkte die Gruppengemeinschaft, so dass sich die Fahrt nicht nur in kultureller Hinsicht gelohnt hat.
Andrea Wiegand (Latein GK)