Wie schnelllebig die heutigen Zeiten sind, erkennt man vor allem immer wieder bei einem Blick auf die technischen Entwicklungen. Eine Ausstattung von Schulen mit drahtlosen Internetzugängen ist spätestens seit Corona Standard.
Die Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein steht aber beispielhaft dafür, wie durch Engagement seitens aller Beteiligten (Eltern, Schüler und Lehrer und eben externe Kooperationspartner) innovative Entwicklungen ermöglicht werden können. Im Folgenden lesen Sie daher einen Bericht über die Kooperation mit der Hochschule Niederrhein, der natürlich aus heutiger Sicht total veraltet erscheint, aber irgendwie jetzt schon so wunderbar "nostalgisch" daher kommt, obwohl gerade einmal 15 Jahre alt.
Wie lässt sich eine ganze Schule mit fünf räumlich voneinander getrennt liegenden Gebäudekomplexen vernetzen? Und wer soll das bezahlen?
Vor diesen Fragen stand die Schulleitung des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums in Kempen, ohne hierfür eine Lösung zu finden. Wie die meisten Schulen des Landes hat das Gymnasium nur einen Internet-Zugang per DSL. Die Möglichkeit zu einer „klassischen“ Verkabelung war zudem wegen der enormen Kosten angesichts der räumlich weit auseinander liegenden Gebäudeteile nicht realistisch. Der Versuch, eine partielle Wireless LAN-Lösung, eine kabellose Alternative, zu installieren, schlug zunächst fehl. Etwa 1.000 Schülerinnen und Schüler sowie 60 Lehrkräfte suchten weiter nach einer preiswerten Vernetzungsmöglichkeit in Zeiten knapper Haushaltsmittel. Dann kam uns der Zufall zu Hilfe – in Person von Professor Dr. Jürgen Quade von der Hochschule Niederrhein.
Bei der Anmeldung seines Kindes am Luise-von-Duesberg-Gymnasium kamen wir ins Gespräch. Kabellos ins Internet? Dr. Quade prüfte zunächst die Realisierbarkeit des Vorhabens. Sind die Netzwerktechniken Power-Lan, Mesh-Netzwerk, WDS-Netzwerk geeignet und effektiv? Kann eine Technologie entwickelt werden, die – das war von Anfang an die Intention – auch für andere Schulen attraktiv sein könnte? Schnell entwickelte Dr. Ouade ein überraschend kostengünstiges Konzept zur kabellosen Vernetzung der gesamten Schule.
Die Grundidee: Installation einer Makro-Funkzelle, bestehend aus mehreren miteinander kommunizierenden und mit einer spezifischen Software ausgestatteten Access-Points (Zugängen) und Anbindung dieser Makro-Funkzelle an den einzigen vorhandenen kabelgebundenen Internetzugang; dabei Einsatz eines WDS-Netzwerks. Hierbei springt der Funkstrahl über mehrere Stationen, bis er schließlich doch noch in ein Kabel eintaucht. Denn nur dieser einzige Rechner ist physikalisch mit dem Internet verbunden.
Zu technisch? Verständlicher sind folgende Aussagen: Bei Kosten von etwa 70,- Euro für eine Access-Point-Einheit und einem Bedarf von ca. 12 bis 14 Einheiten für den gesamten Gebäudekomplex war mit einem Unkostenbetrag von annähernd 1.000,- Euro zu rechnen – mit einer kleinen Besonderheit: Um eine optimale Vernetzung zu gewährleisten und die beste Verteilung der Access-Points im Gebäude zu garantieren, musste eine spezifische Software für die Access-Points und die Organisation der Funkzelle entwickelt werden. Ein Diplomand der Hochschule Niederrheirn erklärte sich hierzu bereit.
Dass der Vorschlag zur Kooperation von Professor Dr. Quade ankam, versteht sich. Nicht nur die Aussicht, eine ganze Schule zu einem „Schnäppchenpreis" von 1.000,- Euro – gegenüber mehreren 10.000,- Euro bei einer klassischen Verkabelung – zu vernetzen, war faszinierend, sondern auch die anvisierte Kooperation von Schule und Hochschule.
Der Diplomand, der sich der von Dr. Quade gestellten Aufgabe annahm, realisierte das Vorhaben in einem Zeitraum von unter einem halben Jahr. Er konnte hierbei auf vorangegangene Untersuchungen Dr. Quades zurückgreifen.
Die technischen Komponenten des installierten Netzwerks, Hard- und Software, seien für Kenner genannt:
Überzeugend für andere Schulen und allgemein verständlicher soll auch die Funktionalität aufgezeigt werden:
Bestechend war auch dies: Durch die Einrichtung des Netzwerks an unserer Schule hat sich der Umgang mit dem Internet im Unterricht verändert. Das Projekt löst geradezu einen Innovationsschub beim Einsatz des Internets im Unterricht aus! Denn: Ob Sturmtief Kyrill oder ein gerade gesuchter englischer Text – kein Schulbuch kann es an Aktualität mit dem Internet aufnehmen.
Schülerinnen und Schüler nutzen vor allem den PC-Kiosk in der Pausenhalle des Hauptgebäudes intensiv, während Lehrkräfte es als besonders entlastend empfinden, nicht mehr nur drei feste, PC-Arbeitsplätze in der Lehrerbibliothek zur Verfügung zu haben, sondern das Internet an jeder Stelle der Schule nutzen zu können.
Ähnliches gilt auch für die beiden Computerräume unserer Schule, die bisher neben der Bibliothek die einzigen Räume mit kabelgebundenen Internetzugang waren. Hier entfallen nun die Wartezeiten der Kolleginnen und Kollegen, die das Internet unterrichtlich nutzen wollen die Räume aber schon besetzt vorfinden. Es entfallen die Gänge zu diesen entfernt gelegenen Räumen. So kommt es zu einer nicht unerheblichen Ersparnis von Unterrichtszeit.
Dies sind auch die entscheidenden Vorteile der umfassenden kabellosen Vernetzung: Sie ermöglicht einen nicht raumgebundenen, flexiblen und einen zeitlich besser disponiblen Einsatz des Internets im Unterricht.
Das Kempener Modell eignet sich insbesondere für Schulen,
Zurzeit arbeitet Professor Quade mit einer Gruppe von Studentinnen und Studenten daran, den Nachbau des Systems auch technisch weniger Versierten zu ermöglichen.