Wetterballon gefunden und geborgen!

Wetterballon gefunden und geborgen!

09. September 2023 Samstag 10:30 Uhr

Tropoescape 2023 – Ein Erlebnisbericht vom Flugtag

Monate der Optimierung und Auswahl der technischen Systeme, die möglichst fehlerfrei und funktionsfähig als Traglast mitgeschickt werden. Wochen der Bürokratie zum Erhalt der Startgenehmigung und einer Versicherung, die tatsächlich für Wetterballone und nicht etwa Drohnen konzipiert ist. Tage der Unsicherheit nach einer wetterbedingten Verschiebung Anfang September.

Man träumt vom Flug, von unvorhergesehenen Ereignissen und von möglichen Problemen. Beim letzten Startversuch waren die technischen Probleme trotz Generalprobe Tage zuvor nicht mehr am Flugtag zu bewältigen. Scheitern. Frustration. Wieder aufstehen und nach vorne schauen.

Die ersten beiden Stunden noch Unterricht, aber mit den Gedanken schon mitten in der Vorbereitung und dann geht es los: Mit dem Start in die erste große Pause beginnt unser Team mit dem Aufbau der Bodenstation. Antennen, Bildschirme, Heliumflaschen, Werkzeuge und noch mehr. Alles zwischen Flatterband an Schulstühlen. Kabel für die notwendige Stromzufuhr werden abgesichert. Die Bodenstation steht. Selbst der Sonnenschutz für die Bodenstation, welcher enormen Widerstand leistete, wurde durch Teamwork mit dem Hausmeister realisiert.

Zweite Pause vorbei ohne Rast. Die Zeit ist nicht mehr wahrnehmbar. Die Technik der Traglast läuft bereits über eine Powerbank und damit entfällt das problematische Booten vor dem Start oder gar ein frühzeitiges Versagen der mitfliegenden Lithiumbatterien. Der nächste Schwung Helfer rückt an. Strahlend blauer Himmel. 0% Wolkenabdeckung. Der Ballon wird aus seinem Kartongefängnis befreit und zwar nicht mit Samthandschuhen aber immerhin mit Einweghandschuhen geschützt entfaltet. Der neue Druckminderer ist optimal und so gelangt das Helium aus den zwei Flaschen ohne Probleme in den Ballon. Parallel die Traglast verschließen und die Flügel zur Stabilisierung anbringen. Dann werden die beiden über eine knapp 15 m lange Schnur mit dem Fallschirm verheiratet. Schülerinnen und Schüler des LvD sowie Interessierte und Begeisterte strömen in der 6. Stunde auf den Schulhof. Drohnen surren über uns als der Ballon vorsichtig an der Schnur gehalten langsam an Höhe gewinnt bis nur noch die Traglast in unseren Händen ist.

Der Moment ist da. Die eigentliche Mission Tropoescape startet jetzt. Smartphones werden gezückt. Warum gibt es hier gerade so viele Flugzeuge am Himmel? Und was ist das für ein Vogel, der neugierig den Ballon umfliegt? Verletzt der als Bussard identifizierte Vogel die empfindliche Ballonhaut? Nein. Es geht weiter hoch hinaus. Lange kann man den Ballon noch am blauen Himmel verfolgen. Daten werden empfangen. Es läuft fast reibungslos. Nur das WebInterface ist durch die große Anzahl an gesendeten Daten und Fotos und durch die Vielzahl an Handys überlastet. Und endlich ... die 20km Grenze ist erreicht. Der Ballon ist der Troposphäre entkommen.

Die Reise ist aber noch nicht vorbei. Zu viert machen wir uns auf dem Weg die Traglast zu bergen. Während der Ballon noch steigt verfolgen wir die Prognose der Flugbahn und des vermeintlichen Landeortes. 30km. Aus „in der Nähe des Rheins bei Duisburg“ wird erst Dinslaken, dann Voerde, dann die A3 zwischen Abfahrt 6 und 7. 33 km. Dann doch die Lippe. A3. Lippe. A3. Lippe. 34940m. Die maximale Höhe. 35km sind uns nicht gegönnt. Wir kommen fast zeitgleich mit der Traglast am Zielort an. Allerdings kein Sichtkontakt. Auf geht es mittlerweile zu Fuß zunächst über eine Landstraße in ein Feuchtwiesengebiet. Dort suchen wir einen See, in dessen Nähe der Landeort zunächst vermutet wird. Die Sonne und die Luftfeuchtigkeit sind gnadenlos. Genauso die Insekten und Spinnen. Füße, Socken und Schuhe sind durchnässt. Fehlalarm. Die Koordinaten waren vermutlich noch vom Landeanflug. Jetzt werden neue Koordinaten vom inzwischen gelandeten Ballon gefunkt. Immerhin nicht weit weg und es geht zu Fuß weiter. Aus den Feuchtwiesen über die Landstraße in den Wald. Befürchtungen machen sich breit und erfüllen sich. Der rote Fallschirm ist schnell gefunden. 10m über den Boden in einer Baumkrone. 5m darunter die Traglast. Sie leuchtet. Die LED der Traglast leuchten! Die Technik läuft noch. Nur noch die 5m überwinden. Halbverrottete Zweige und Äste vom Waldboden dienen als improvisierte Werkzeuge. Geschafft, die Traglast fällt heile in die erwartungsvollen Hände. Stolz. Und schnell ein Foto. Dann die Rückfahrt. Abbau der Bodenstation. Mission erfolgreich abgeschlossen.

Und weiter geht es mit der Auswertung. Einer Operation am offenen Herzen gleich, wird die Technik freigelegt. Enttäuschung pur. Leider fiel eine von zwei Kameras aus. Ebenso eine Funkfrequenz bei der Datenübertragung. Aber die Bilder der Seitenkamera sind faszinierend. Nur ein störender Streifen in der Mitte ist auf allen Bilder. Warum? Pech gehabt; in der Aufregung wurden die Seitenflügel vor der Kamera montiert. Pech. Aber dennoch tolle Bilder des Fluges und der Erdkrümmung. Die Erde ist nachweislich keine Scheibe. Auch die Sensordaten sind vorhanden und warten in den nächsten Wochen auf eine Auswertung. Der nächste Start kann kommen. Dann mit neuen Sensoren und wieder mehr Erfahrung. Damit man in einem großartigen Team aus Schülern, Eltern, Lehrern, Ehemaligen und Partnern wieder die eigenen Grenzen und Möglichkeiten auslotet, sein möglichstes gibt, Schwierigkeiten überwindet und hoffentlich andere für dieses unglaubliche Schauspiel begeistert.

... und nun auch ohne Folie! Dank KI!

Was man mit KI alles anstellen kann... das lernen wohl vor allem Lehrer und Schüler in diesen Zeiten der rasanten Entwicklung von KI. Durch den Einsatz der Software Firefly von Adobe ist es nun gelungen, den stressbedingten Fehler kurz vor dem Abflug (Folie vor Kamera) wieder "auszubügeln"! Die Ergebnisse können sich sehen lassen, oder?

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